Die Seelensprache des Märchens
Märchen und Mythen, Sprache und Seele, mit diesen
vier Begriffen ist ein Generalregister gezogen, das viele
Tonfarben zulässt. Das ist reizvoll, birgt aber
auch Gefahren; denn was deutlich werden sollte, könnte
verschleiert werden. Durch Eintauchen in verschwommene
Mystik lassen sich meist keine Perlen gewinnen.
Die Seelensprache des Märchens – die Formulierung
ist eingängig. Leicht vorstellbar, was darunter
zu verstehen ist: das Märchen spricht zur Seele.
Oder -im Märchen spricht die Sele? Sagen wir: Seele
und Märchen sprechen miteinander.
Seele, Sprache, Märchen. Wir wollen die Verknüpfung
dieser Worte, wie sie unser Thema vollzieht, zunächst
aufheben, und die drei Begriffe als drei beliebige Punkte
A, B und C ansehen. Dann wollen wir eine Linie, einen
Weg finden, um A, B und C neu miteinander zu verbinden
und lassen uns dabei von Fragen, Assoziationen und Einfällen
leiten. Wir wollen den Weg, der somit beim Gehen entsteht,
aber nicht mit Deutungen pflastern oder mit Antworten
versiegeln.
Aus der Einleitung zu Die Seelensprache
des Märchens, in: Märchen und Mythen,
hrsg.v. Wolfgang Werner, Einhorn-Presse-Verlag Reinbek
b.Hamburg.
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